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Hamburg - Wiederaufbau und Neuplanung 1943-1963
Lange, Ralf, 360 S., 652 Abb. U. Pläne; 27x21 cm, fadenheftete Klappenbroschur
ISBN 3-7845-4610-2, UVP 19.80 EUR
vergriffen

In keiner anderen deutschen Stadt sind nahezu sämtliche Bau-Ideen der Fünfziger Jahre zum Tragen gekommen. Deshalb konnte an diesem Material eine für die Wiederaufbaujahre exemplarische Studie erarbeitet werden.
Hier wird Hamburg als vergessenes Zentrum der Nachkriegsmoderne präsentiert, welches Maßstäbe für den Wiederaufbau der Bundesrepublik setzte. Mit den insgesamt über 260 Objekten erlaubt dieser Band auch die Entdeckung bisher wenig beachteter Architekten.
Der Charme der Bescheidenheit der Fünfziger Jahre und die Wahrzeichen des Aufbruchs in eine neue Zeit, der technische und gestalterische Einfallsreichtum, mit dem die Zerstörungsjahre überstanden wurden sowie die Auseinandersetzungen mit der internationalen architektonischen Entwicklung liefern die Hauptattraktionen dieses Buches. Das Buch berücksichtigt nahezu alle erdenklichen Bauaufgaben bis zu Innenarchitektur und Gestaltung von Passagierschiffen.
Vielleicht die größte Überraschung, die das Buch vorführt: Das reiche Bild- wie auch Text-Material macht die gemeinsamen, generationsgeprägten Kennzeichen der Kontrahenten deutlich: hier Planer der Nazizeit, dort `sauber' gebliebene Adepten der Weißen Moderne, dazwischen die Jüngeren, die einen eigenen Weg suchten.
Einen speziellen Reiz gewinnt dieses Buch durch die Architektur-Fotografie der Fünfziger Jahre. Die 652 Abbildungen des Bandes zeigen prinzipiell Aufnahmen aus der Bauzeit. Die fotografischen Bildsequenzen werden ergänzt durch Zeichnungen, Modelle, Grundrisse oder Lageplanskizzen.
Ausgewählte Dokumente im Anhang belegen einmal mehr die hamburgischen Reflexe und Impulse auf die Themen des Architektur-Diskurses der Zeit.
82 Kurzbiografien, Bibliografie und Register beschließen den Band. Das außergewöhnlich umfangreiche Register (Begriffe, Personen, Orte, Bauten, Straßen) erschließt das Werk des Diplom-Soziologen und promovierten Kunsthistorikers und versucht unter anderem, auch das Reizwort-Vokabular der damaligen Diskutanten nachzuweisen.

Aus dem Klappentext:
"... Um Sympathie für die Nachkriegsarchitektur wird deshalb zwar geworben, aber jenseits aller Versuche, sie mit Pettycoat-Nostalgie zu überzuckern. Mag sein, daß dadurch viele der hier vorgestellten Bauten, so unvermittelt ohne die typischen 'Aufmacher' der Nierentisch-Ära präsentiert, auf den ersten Blick eher Ratlosigkeit hinterlassen. Sie werben nicht um den Betrachter, sie schmeicheln nicht seinen Sinnen. Erst auf den zweiten Blick stellt sich ein ganz anderes Verhältnis zu ihnen ein. Details erschließen sich, Zusammenhänge werden deutlich, die zuvor unbeachtet blieben. So verbindet sich mit diesem Band denn auch die Hoffnung, daß er ein Stück weit dazu beiträgt, die Augen für die Qualitäten des Nachkriegsbauens zu öffnen." (Aus der Einführung).
Der Band "Hamburg - Wiederaufbau und Neuplanung 1943 bis 1963" nimmt die Zerstörung der Hansestadt im Sommer 1943 zum Ausgangspunkt, um ein umfassendes Bild des Hamburger Wiederaufbaus und der ihm zugrunde liegenden städtebaulichen und architektonischen Konzepte zu zeichnen. Die Internationalen Gartenbauausstellungen 1953 und 1963 boten ein bzw. zwei Jahrzehnte nach den verheerenden Bombenangriffen eine willkommene Gelegenheit, um die Leistungen des Wiederaufbaus einer breiteren nationalen und internationalen Öffentlichkeit vorzustellen. Zu diesen zentralen Ereignissen präsentierte sich die Stadt im wiedergewonnenen Glanz: Zu Beginn der 50er Jahre mit den neugestalteten Grünanlagen um die Außenalster und den ersten Grindelhochhäusern, zu Beginn der 60er Jahre mit der Schaffung einer Grünachse zwischen Alster und Elbe durch die Wallringparks vor der Silhouette der ersten Curtain-Wall-Gebäude.

Hamburg wird hier selbstbewußt als das "vergessene Zentrum der Nachkriegsmoderne" porträtiert. Dabei wird aber nicht nur die mittlerweile auch in anderen Veröffentlichungen herausgearbeitete Kontinuität der städtebaulichen Errungenschaften der Weimarer Republik bzw. der Schumacher-Ära über die NS-Zeit hinweg bestätigt. Ein besonderes Augenmerk gilt auch den bisher zumeist vernachlässigten gestalterischen Aspekten. Zahlreiche Aufnahmen, Grundrisse, Lagepläne und Modelle, zu einem erheblichen Teil bis heute unveröffentlicht, belegen, daß sich auch die Nachkriegsarchitektur der Hansestadt durch ein eigenes Profil kennzeichnete. Sie war weder dezidiert modernistisch noch heimattümelnd traditionalistisch. Architekten wie Paul Bonatz, Hans Poelzig oder Heinrich Tessenow waren die zentralen Leitbilder der hiesigen Architektenschaft. Die von ihnen vertretene undogmatische und pragmatische Haltung zur Moderne erklärt vielleicht die Begeisterung der Hamburger Nachkriegsarchitekten für das skandinavische Bauen, das mit gelben Backsteinfassaden und flachgeneigten Satteldächern auch für die Hansestadt prägend wurde.
Der Band ist in drei Abschnitte gegliedert. Der einführende Textteil widmet sich dem Geschehen insgesamt chronologisch, vorwiegend unter den Aspekten der Personen- geschichte und der städtebaulichen Grundsatzfragen. Dabei schreckt der Autor auch vor einer kontroversen Beurteilung der Hamburger Nachkriegsentwicklung und ihrer Protagonisten nicht zurück.
Der folgende reich illustrierte Katalogteil beleuchtet die Geschichte im Zusammenhang der verschiedensten Bau-Aufgaben. Er stellt die wichtigsten architektonischen und städtebaulichen Projekte vor. Besonderer Wert wurde auf zeitgenössische Fotografien gelegt, wobei möglichst mit Originalvergrößerungen gearbeitet wurde.
Der Band schließt mit einem umfangreichen Anhang. Er umfaßt neben einer repräsentativen Auswahl zeitgenössischer Quellentexte auch Kurzbiographien. Sie rufen eine Vielzahl vergessener Architekten wieder in Erinnerung und decken regionale Traditionsstränge auf. Zu einem wichtigen Handbuch wird das Buch nicht zuletzt auch durch die Literaturangaben zu den einzelnen vorgestellten Bauten. Sie bieten nicht nur eine systematische Auswertung der repräsentativen zeitgenössischen und aktuellen Veröffentlichungen, sondern zeichnen auch die Rezeptionsgeschichte der Hamburger Nachkriegs- architektur nach. Ausführliche Register erschließen das umfangreiche Material.

Der Autor:
Ralf Lange, geb. 1961, Studium der Kunstgeschichte, der Soziologie und der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg, promovierter Kunsthistoriker und Diplom-Soziologe. Dissertation über die Entwicklung der Bürohausarchitektur im Nachkriegshamburg ("Vom Kontorhaus zum Hochhaussolitär"). Tätigkeit als freier Mitarbeiter des Museums der Arbeit in Hamburg und im publizistischen Bereich. Veröffentlichungen und Ausstellungen zur Bau- und Kulturgeschichte Hamburgs.

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