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Synagogen und jüdische Rituelle Tauchbäder in Hessen - Was geschah seit 1945?
Altaras, Thea, 432 S., 1244 Abb., dav. 218 farbig, 27 x 21 cm, cellophanierter Festeinband
ISBN 3-7845-7794-6, UVP 14.80 EUR

Dieses Buch ist eine kombinierte, bis 2004 aktualisierte und erweiterte Ausgabe der beiden Bücher, die Thea Altaras 1987 und 1994 der Erinnerung an das - ansonsten zumeist vergessene - vernichtete hessische Land-Judentum widmete.

Auch `nach Auschwitz' wurden (ehemalige) Synagogen abgerissen oder verschandelt, auch nach 1945 wurde weiter die Erinnerung an das hessische Landjudentum getilgt.

Dem stellte Thea Altaras 1987 ihren Katalog von 223 Synagogenbauten entgegen, deren Überreste 1945 noch erhalten waren: „Synagogen in Hessen - Was geschah seit 1945?"
Dieses Buch handelt bewusst hauptsächlich vom Umgang der Nachkriegsdeutschen mit ihrer Geschichte. Sie vermauern, reißen ein und verändern die Zeugnisse jüdisch-christlichen Zusammenlebens so radikal, daß kaum wiederzufinden ist, was einmal war. Bevölkerung und Behörden beteiligten sich gleichermaßen. An diesen Beispielen läßt sich der im hessischen Denkmalschutz von 1974 politisch definierte Denkmalbegriff begreifen.
Altaras beschreibt Gestalt und Geschichte aller 1945 verbliebenen, zumeist ländlichen Synagogenbauten und ihrer Überreste. Damit führt sie ebenso in Zeiten von Not und Enge, Terror und Vernichtung wie auch in eine Vergangenheit des Miteinander verschiedener Glaubensgemeinschaften und Ethnien.
Für die Wiederherstellung dieser Zeugnisse ist es zu spät. Noch besteht aber die Möglichkeit, in den Landgemeinden nach den Spuren der gemeinsamen Geschichte zu suchen und diese Zeugen der Vergangenheit als ständige Mahnung zu schützen.

Ihr Buch von 1987 leitete ein allmähliches Umdenken ein, so dass die Autorin 1994 einen zweiten Band vorlegte: „Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen - Was geschah seit 1945, Teil II".
In diesem Buch bot Altaras dreierlei:
1) - eine Dokumentation ehemaliger jüdischer Ritueller Tauchbäder, „Mikwa'ot" (hebräisch Mikwa, Mehrzahl: Mikwa'ot) mit 37 Dokumentationen von solchen Ritualbad-Anlagen in Hessen. Die Dokumentation wird eingeleitet von einer grundsätzlichen Darstellung der religiösen Hintergründe und Vorschriften sowie der historischen Bedingungen für die Tauchbäder. Hier beantwortet Thea Altaras auch Fragen, welche in der Frankfurter „Mikwa"- Ausstellung von 1992/93 offen blieben.
2) - Nachträge mit Dokumentationen derjenigen baulichen Reste ehemaliger Synagogen, die in den Band von 1987 nicht aufgenommen wurden (zum Teil auch vor 1933 aufgegebene Synagogen).
3) - Bericht über die seit 1987 zu verzeichnenden positiven und auch negativen Nachrichten zu den im ersten Band von 1987 dokumentierten Bauten: Maßnahmen, die sowohl dem Erhalt dienen als auch der würdigeren Nutzung, weiterer Abriß sowie weitere Duldung von Verfall und Verschandelung, ferner die Anbringung von Gedenktafeln, welche auf die Ausgrenzung, Vertreibung, Verschleppung und schließlich Ermordung der Bürger jüdischen Glaubens oder Glaubensherkunft sowie die Schändung ihrer Gotteshäuser 1933 bis 1945 hinweisen.
Damit verfügte Hessen als erstes Bundesland über eine derart vollständige Dokumentation.

Thea Altaras starb am 28.9.2004 nach Vollendung ihrer Text-Arbeiten an der hier angezeigten kombinierten und aktualisierten Neuausgabe ihres Hauptwerks, die im September 2007 erschienen ist. Die Verzögerung des Erscheinens ist auf unsere Schwierigkeiten bei der postumen Bildredaktion erklärbar. - Vgl. auch "Stätten der Juden in Gießen", Titel-Nr. 7793-8

Thea Altaras, Jüdin, in Zagreb geboren, ihre Eltern waren Deutsche, wurde im jüdischen Glauben erzogen. 1941-1945 Verfolgung, Lager und im jugoslawischen Widerstand. 1953 Diplom-Ingenieur in Architektur. Seitdem als Architektin berufstätig. Seit 1965 in der Bundesrepublik Deutschland, deutsche Staatsbürgerschaft 1968. Im öffentlichen Dienst von 1965 - 1984 als Planungsarchitektin in staatlichen Hochbauämtern in Konstanz, Gießen und Marburg/L. tätig. Verheiratet, eine Tochter. 1989 Ehrendoktorwürde der Universität Gießen in Würdigung der vorliegenden Arbeit. 1995 Hedwig Burgheim-Medaille der Stadt Gießen. 1998 Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. 2001 Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gießen in der Nachfolge ihres verstorbenen Mannes Prof. Dr. Jakob Altaras.

INHALT:
Zu dieser Ausgabe: 3 - In memoriam Thea Altaras: 4 - Geleitworte und Vorworte zu früheren Ausgaben: 6 - Vorwort zur vorliegenden Ausgabe (Prof. Dr. Gerd Weiß): 9
EINLEITUNG v. 1987 / 2004: 10
AUFSCHLÜSSELUNG UND BEDEUTUNG DER SYNAGOGEN: 15 - Angewandte Bezeichnungen: 15 - Anzahl der Synagogen und geschichtlicher Hintergrund: 15 - Synagogeneinrichtung: 17 - Begriff der Synagoge und Synagogenarten: 22 - Israelitische Gemeinden und der Synagogenbau: 24 - Umbauten zur Synagoge: 25 - Bauherr, Baufinanzierung und Baumeister von Synagogen: 30 - Anmerkungen: 30
DAS JÜDISCHE RITUELLE TAUCHBAD: 31 - Vorwort von 1994: 31 - Einleitung: 31 - Durch religiöse Reinigungsgesetze festgelegtes Brauchtum: 32 - Beschaffenheit eines rituellen Tauchbades: 34 - Geschichtlicher Überblick: 37 - Standort, Gliederung und Aufbau der rituellen Tauchbäder: 42 - Exkurs: Berkach / Werra, Kreis Meiningen: 44 - Anmerkungen: 53 - Exkurs: Die Rotenburger Mikwe: 56
ARCHITEKTONISCHE ANALYSE: 60
1. EHEMALIGE, 1938 VOR DER ZERSTÖRUNG BEWAHRTE SYNAGOGEN: 60 -
A. Lage: - a) Lage der Synagogen im Ort: 60 - b) Lage der Synagoge auf dem Grundstück im Zusammenhang mit der umgebenden Bebauung: 63 - B. Gebäudetypen: 65 - a) Einfacher Synagogentyp: 65 - b) Erweiterter Synagogentyp: 66 - c) Vollständiger Synagogentyp: 66 - d) Ausbauhöhe und Geschosse: 67 - e) Disposition der Räumlichkeiten 68: - C. Gebäudeteile: a) Der Betsaal: 69 - b) Frauenabteil, Frauenempore: 75 - c) Die übrigen Räumlichkeiten: 77 - D. Bauart und Stil: 78 - a) Fachwerksynagogen: 79 - b) Massiv erstellte Synagogen: 84 - c) Innenraum: 88
2. SYNAGOGENUMBAUTEN NACH 1945: 92
ANMERKUNGEN: 94 - Exkurs: Die translozierte ehemalige Synagoge aus Wohra im neuen Gemeindezentrum Gießen: 95
DIE PROBLEMATIK DER GEDENKTAFELN UND GEDENKSTEINE: 98
SCHLUSSWORT v. 2004: 102
NACHTRÄGE der Herausgeber: 104 - Für immer verloren: 104 - Zwei vorbildliche Restaurierungen: 105 - Die Forschung muss weitergehen: 108
KATALOG: 111 - Regierungsbezirk Kassel: 115 - Regierungsbezirk Gießen: 197 - Regierungsbezirk Darmstadt: 273
NACHWORT v. 2004: 406
ANHANG: 409 - Wort- und Begriffserklärung: 409 - Quellen- und Literaturverzeichnis: 410 - Ortsregister im Ortsalphabet: 415 - Abkürzungen: 420 - Ortsverzeichnis nach Landkreisen: 421.

Aus Rezensionen:

Hessisches Jahrbuch f. Landesgeschichte, Bd. 60 / 2010, erschienen 21.3.2012, S. 348-350 (Carsten Liesenberg, Rostock):
? ? auch über die Region hinaus kann das Wirken der Autorin und damit das Vorliegen dieser Arbeit nur als außerordentlicher Glücksfall bewertet werden.?

Geschichtsblätter für Waldeck, Bd. 99 / 2011, S. 194f. (Volker Knöppel. Kassel):
?? Damit ist und bleibt diese Publikation und insbesondere ihr Katalogteil ein hervorragendes Nachschlagewerk. ? eine Schwäche der Publikation, ihr fehlt die Aktualität.?

Mitteilungen des Wetzlarer Geschichtsvereins, Bd. 44 / 2008, S. 285ff. (Bernd Lindenthal):
? ? So bleibt zu wünschen, dass das Lebenswerk von Frau Altaras, diese ungeheure Energieleistung, der jeder Respekt gebührt, weiterlebt, indem die vielen Benutzer des Buches die Fortgänge, Ergänzungen und Neuentdeckungen dem Verlag oder dem Landesdenkmalamt zur Kenntnis bringen.?

Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (ZGH) Bd. 113 / 2008, S. 314f. (Michael H. Sprenger, Marburg):
? ? Überaus hilfreich ist darüber hinaus das in Tabellenform aufgelistete Ortsverzeichnis der ehemaligen Synagogen, Beträume und Tauchbäder (S. 421-431 [auch der 1938 zerstörten und vor 1933 aufgegebenen Bauten!]). Dieses listet nämlich auch die heutigen Zustände und Funktionen [nicht nur] der erhaltenen Synagogen auf. ? Der als ?Memorialbuch? für die Forscherin angelegte Band, den man sich in dieser Ausführlichkeit und Qualität ebenso für andere Bundesländer wünscht, erschließt somit auch dem bauhistorischen Laien einen interessanten und wichtigen Baubestand, über den die sonstige Forschung ohne Thea Altaras sicherlich hinweggesehen hätte.?

Jüdische Allgemeine, Nr. 51 / 2008 (18.12.2008), S. 19 (hso):
?? Für Hessen hat sie [Thea Altaras] Fundamentales geleistet.?

Frankfurter Rundschau, 64. Jg., Nr. 133 (20. Juni 2008, D/R/S), S. 30 (Rudolf Maria Bergmann):
?? Maßstäbe setzte die Architektin Thea Altaras ??

Nassauische Annalen, Bd. 119 / 2008, S. 681 (Hartmut Heinemann):
? ? So liegt nunmehr ein Werk vor, das weit mehr als nur eine aktualisierte Neuauflage ist. ? Für das Bundesland Hessen ist das Werk die Basis, an der sich alle weiterführenden Arbeiten orientieren werden. ??

IFB (Informationsmittel für Bibliotheken), Stuttgart, 09.10.2008 (Klaus Schreiber):
?? Was als eindrucksvolles Werk einer Einzelperson begonnen und vom Verlag dankenswerterweise nach ihrem Tod in Obhut genommen wurde, sollte Ansporn sein, ein Gesamtinventar erhaltener und abgegangener jüdischer Kultbauten in Angriff zu nehmen. Das wäre Aufgabe des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, ??



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